Seit wann genau es in Gachnang ein Gotteshaus gibt, ist urkundlich nicht nachweisbar. Doch da die Gachnanger Pfarrpfründe eine Stiftung der Reichenau war, ist anzunehmen, dass die erste Gachnanger Kirche im 10. Jahrhundert erbaut wurde. Ob Ende des 12. Jahrhunderts in Gachnang ein Chorherrenstift bestanden hat, wie es in der Helvetica Sacra erwähnt wird, ist heute nicht mehr auszumachen, da es dafür keinen urkundlichen Beweis gibt. Sicher aber ist, dass in Gachnang eine der grössten romanischen Basiliken der Region stand. Die älteste Urkunde, die ein Gotteshaus in unserer Kirchgemeinde voraussetzt, stammt aus dem Jahre 1269 und berichtet, dass der Leutpriester Berchtold von Säckingen die von ihm erbaute Seitenkapelle der Kirche Beromünster dem Priester Berchtold von Gachnang übertragen habe. Wenn Gachnang einen Priester hatte, stand hier auch eine Kirche.

Ende des 15. Jahrhunderts ergriff ganz Europa ein Bauboom, der auch an der Gachnanger Kirchgemeinde nicht vorbeiging. Man riss die kleine Apsis der romanischen Basilika ab und erstellte einen gotischen Chor mit seitlich angefügtem Turm. Diese Bauarbeiten dauerten von 1493 bis 1495.

1743 beschloss man, das romanische Kirchenschiff zu erweitern. Dabei aber stürzte das Schiff ein. Nur die Westwand mit dem romanischen Eingangsportal aus dem 10. Jahrhundert, durch das die Gottesdienstbesucher heute noch hindurchschreiten, blieb stehen. Nachdem der erste Schreck überwunden war, entschied sich die Kollatur in Konstanz (das war die eigentliche Besitzerin der Pfarrkirche), an den standfesten Turm und das spätgotische Chor ein neues Schiff anzubauen. Bei diesem Neubau wurde auch die Empore erstellt, die 1913 beim Einbau der Orgel neu bestuhlt wurde. Die heutige Orgel kommt aus der Orgelwerkstatt Felsberg und wurde 1975 eingeweiht.

Bei der Aussenrenovation 1957 konnte Pfr. Alfred Fankhauser den Zürcher Künstler Max Hunziker dafür gewinnen, die grosse Fensterwand des neuen Vorzeichens mit zwei Glasmalereien zu beleben. 1973 wurde die letzte Innenrenovation und 1999 die letzte Aussenrenovation durchgeführt. 2009 wurde die Kirche innen sanft renoviert.

Kapelle Gerlikon

Das Wahrzeichen von Gerlikon ist die kleine Kapelle aus dem 13. Jahrhundert. Ihre Erbauung hängt wahrscheinlich mit der legendären Persönlichkeit des frommen Heinrich Pfrinz aus Gerlikon zusammen, der um 1200 starb und in Gachnang bestattet wurde. Dieser Viehhirt ging jeden Tag zum Morgengottesdienst nach Gachnang in die dreischiffige romanische Basilika, in deren Turmreiter das kleine Glöcklein auf geheimnisvolle Weise zu läuten begann, wenn er sein Haus in Gerlikon verliess. Eines Morgens, bei heftigem Regen, brach er aus einem fremden Hag einen Stecken, um sich darauf zu stützen. Erstaunt war der Kuhhirt, als am nächsten Morgen das Glöcklein in Gachnang nicht mehr erklingen wollte. Sein Gewissen erinnerte ihn an den unrechtmässig entwendeten Stecken aus dem fremden Hag. Kaum hatte er ihn an seinen ursprünglichen Ort zurückgesteckt, begann das Glöcklein wieder zu läuten. 1225 starb der fromme Mann aus Gerlikon und fand in der Gachnanger Kirche neben der Kanzel seine letzte Ruhestätte.

1874 ging die Kapelle in Besitz der Ortsgemeinde Gerlikon über und wurde seither als Theaterlokal und später als Feuerwehrschopf benützt. 1945 schenkte die Ortsgemeinde Gerlikon in gemeinsamer Anstrengung mit der evangelischen Kirchgemeinde Gachnang der Dorfkapelle wieder ihre ursprüngliche Funktion. Seither ruft das Turmglöcklein der Gerliker wieder zu den monatlichen Sonntagabendgottesdiensten. Mit der Zugehörigkeit der Gerlikoner zu Frauenfeld ging auch die Dorfkapelle 1998 in Frauenfelder Besitz über. Doch gewährleistet der Grundbucheintrag von 1947 der Evang. Kirchgemeinde Gachnang weiterhin «das dingliche und unentgeltliche Recht, die Kirche allein und unbeschränkt zu benützen.»

Kirchgemeindehaus

Seit Juni 1991 hat Gachnang ein Kirchgemeindehaus, ein Zentrum, das den heutigen Bedürfnissen unserer grossen Kirchgemeinde angemessen ist.

 

 

Pfarrhaus Gachnang

Das Pfarrhaus Gachnang wurde 1836 unter der Leitung des Kantonsbaumeisters David Müller aus Matzingen erbaut. Von ihm stammen auch die Pfarrhäuser von Matzingen, Nussbaumen und Lustdorf. Renovationen, die das Gesamtgefüge dieses Baus im Biedermeierstil verändert hätten, haben nicht stattgefunden. Seit 1836 beherbergte das Pfarrhaus sieben Pfarrfamilien: Pfarrer Rudolf Hanhart bis 1855, Dekan Alfred Aepli bis 1898, Pfarrer Gottlieb Egloff bis 1912, Pfarrer Walther Huber bis 1945, Pfarrer Alfred Fankhauser bis 1983, Pfarrer Christian Herrmann bis 2019, seit 2020 Pfarrerin Sabine Schüz.